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Online Kondolenzbuch für Hermann Bausinger

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32 Einträge
Heidrun Alzheimer, Bamberg Heidrun Alzheimer, Bamberg schrieb am Dezember 3, 2021 um 9:03 pm
Die Bücher von Hermann Bausinger erkennt man in der Lehrbuchsammlung unserer UB schon bei einem flüchtigen Blick auf’s Regal. Es sind die besonders zerlesenen, denn es gibt kaum ein Themenfeld unseres Faches, zu dem er nichts geschrieben hätte: Heimat, Arbeit und Freizeit, Folklorismus, Fußball, Stereotypen, Reisen, Märchen. Wer seine Texte liest, lernt, dass es in der Wissenschaft kein Entweder-Oder, keine Schwarz-Weiß-Kontraste gibt. Eindeutigkeiten waren seine Sache nicht; er hat uns beigebracht, Widersprüche und Schwierigkeiten auszuhalten. Ein großes Vermächtnis! Wir werden ihn vermissen und trauern mit seinen Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen des LUI!
Heidrun Alzheimer, im Namen der Mitarbeitenden und Studierenden des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie der Universität Bamberg
Wolfgang Sannwald Wolfgang Sannwald schrieb am Dezember 3, 2021 um 6:19 pm
Ich bin in Tübingen geboren, Hermann Bausinger gehört für mich zum Hiesigen. Es gab ihn, seit ich Zeitung lese. Unsere Wege haben sich mehrfach gekreuzt. Mir blieb der Eindruck eines Wissenschaftlers und Literaten voller Energie, Schaffensdrang und Klarheit. Ich bin froh, dass mir das Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft zu seinem 95. Geburtstag Gelegenheit gab, Mendel ein letztes Mal live zu sprechen. Bei aller Trauer hinterlässt mir die Erinnerung an diese Begegnung mit dem gewohnt präzise Formulierenden merkwürdigen Trost. Für mich gehört Hermann Bausinger weiterhin zum Kanon des vertrauten Hiesigen.
Peter Löffelad Peter Löffelad schrieb am Dezember 3, 2021 um 10:26 am
In höchster Wertschätzung und tiefster Dankbarkeit.
M. S. M. S. schrieb am Dezember 3, 2021 um 7:37 am
Vor mittlerweile einigen Jahren durfte ich, damals noch als ganz frische Studierende der Europäischen Ethnologie, Herman Bausinger im Volkskundemuseum Wien im Rahmen eines Gastvortrags sprechen hören. Seine Art und Weise über Forschung zu erzählen und im Speziellen auch seine Betonung der verständlichen Wissensvermittlung, prägen bis heute meinen Anspruch an die eigene Forschungstätigkeit.
Hermann Bausinger wird mir als wunderbarer Forscher, Wissensvermittler und Erzähler in Erinnerung bleiben. Sein Leben und Wirken sowie seine vielen wortsicheren, humorvollen und inspirierenden Texte werden nachhaltig den Nachwuchs des Vielnamenfaches motivieren – für das Studium und darüber hinaus – neugierig auf die Welt zu bleiben.
Regina Bendix Regina Bendix schrieb am Dezember 2, 2021 um 11:18 pm
Meine erste Begegnung mit Hermann Bausinger war 1988 in Boston. Die American Folklore Society feierte ihr Centennial und weil davor ein Treffen von deutschen und amerikanisches Volkskundlern/Folkloristen stattgefunden hatte, nahmen diese auch am AFS Kongress teil. Hermann Bausinger sass im Publikum des Panels in dem ich vortrug. Schon während ich vortrug hörte ich meine knapp fünf Monate alte Tochter vor der Saaltüre weinen, wo eine Babysitterin sie nicht beruhigen konnte, und ich eilte raus zum Stillen kaum war ich fertig mit Vortragen, ohne die Diskussion abzuwarten. Einige Wochen später erhielt ich einen Brief aus Tübingen, wo Mendel schrieb, dass ihm der Vortrag und das drum und dran gefallen hätten.
Die Mischung von Leichtigkeit und weitreichendem Verstehen bildet für mich die Konstante zwischen seinen Arbeiten und den gelegentlichen Korrespondenzen und später email Austauschen, für die ich dankbar war und bleibe. Ich begegnete seinen Werken erst nach dem Studienortwechsel in die USA in den frühen 1980ern, insbesondere als ich die Folklorismusdebatte für ein Seminar aufzuarbeiten hatte, und seine "Kritik der Folklorismuskritik" war damals das für mich, was man auf Englisch salopp einen "jaw dropper" nennt. Danach las ich so ziemlich alles von ihm, was die Bibliothek in Bloomington aufzuweisen hatte. Mehr als zwanzig Jahre später war ich zu Gast in einem Seminar bei Charles Briggs in Berkeley, wo an dem Tag die von Elke Dettmer übersetzte _Volkskultur in der technischen Welt_ besprochen wurde und freute mich Charles dabei zuzuhören, wie er abwechselnd Passagen aus dem Buch vorlas und dazwischen ausrief "can you believe it?" "He published this in 1961!"
Als ich Mendel 2017 anfragte, ob er wohl zum SIEF Kongress nach Göttingen kommen würde, meinte er, das er nichts Großes machen möchte, ob man ihn auf einem kleinen Panel unterbringen könne? Für viele der anwesenden Europäer:innen unterschiedlichster Generationen war seine abschliessende Keynote "Dwellings and Dwindlings" nicht nur eine tiefe Freude, sondern auch eine Bestätigung dafür, dass dieser Wissenschaftler unserem Fach weit über Deutschland hinaus nachhaltig und immer noch den Weg zu einer kritischen und neugierigen, sowohl der Wissenschaft wie der breiteren Öffentlichkeit verpflichteten Alltagswissenschaft geebnet hat.
Für alle Kolleg:innen und Studierenden, die ihn über seine unglaublich lange Zeit des Ideenreichtums und der Schaffenskraft bis kurz vor seinem Tod am LUI erlebten, wird der Verlust und der Übergang ein anderer sein als für diejenigen, die Hermann Bausinger aus der Ferne erleben durften. Präsent bleiben wird sein Wirken in seinen Werken; ich freue mich jetzt schon, dass sein _Vom Erzählen_ im Februar 2022 erhältich sein wird.