260 Seiten über die Jahre 1932 bis 1953 in Gomaringen, einem Dorf in der schwäbischen Provinz. Der Autor Wolfgang Sannwald ist Kreisarchivar des Landkreises Tübingen, Historiker und Honorarprofessor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen. Er stellt dar, wie sich der Nationalsozialismus in dem Arbeiterdorf und damit auf dem Land Mehrheiten verschaffte, wie NSDAP-Akteure vor Ort Macht für ihre Partei gewannen und sie ausübten. Es geht um geheime Waffenlieferungen an die SA beim Reichstagsbrand, um eine Wahlschlappe der NSDAP bei einer Kommunalwahl im März 1933, um die Deportation außergewöhnlich vieler aus dem Dorf in das KZ Heuberg, um einen Frauenaufruhr dagegen, um Karrieren in SA und SS, um eine Arisierung in den fernen Niederlanden, um Verfahren der politischen Säuberung nach dem Sieg der Alliierten und um Netzwerke zur Begnadigung eines verurteilten Kriegsverbrechers. Bei den Forschungen wurde erstmals Gottlob Berger, SS-General, Chef des SS-Hauptamtes und Gefolgsmann von Heinrich Himmler, als Akteur im Hintergrund dieser Ortsgeschichte sichtbar. Die dichte Beschreibung und Analyse führt nahe an einzelne Personen im Dorf, deren Motive, soziale Einbindung und kollektive Strukturen heran. Zugrunde liegt eine kulturwissenschaftliche und erinnerungskulturelle Auswertung zahlreicher Akten der politischen Säuberung nach 1945, ergänzt um über drei Jahrzehnte hinweg geführte Interviews und private Unterlagen Betroffener. Im Hintergrund der reich bebilderten Darstellung schwebt stets die Frage danach, wie dieses Stück Vergangenheit in die Gegenwart hineinwirkte und hineinwirkt.
2021 – 264 S., Illustrationen
ISBN: 978-3-926969-390-2
Preis: 19,80 Euro
ACHTUNG: Der Band kann nur direkt beim Geschichts- und Altertumsverein Gomaringen e.V. bestellt werden.