Familien- und Kinderleben in einem württembergischen Arbeiterbauerndorf an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
„Das war unsere goldene Zeit.“ Diese im Rückblick gegebene Klischee-Auskunft eines bejahrten Ohmenhauser Bürgers gewinnt eine ganz andere Qualität, wenn man dessen tatsächlichen vergangenen Kinderalltag bedenkt – seine Armut, den Arbeitsdruck, den Unterwerfungszwang unter elterliche, schulische und geistliche Autoritäten. Susanne Mutschler ist dieser Diskrepanz von Auskunft und nüchternen Fakten nachgegangen. Gegenstand ihrer Untersuchung ist, wie Tatsache und Wunsch, wirkliche Erfahrung und verklärende Deutung der Kindheit in der Erinnerungsarbiet stimmig gemacht wird und wie schließlich auch aus Zwang lebensgeschichtlicher Sinn entsteht.
Neben einer behutsamen Deutung und Interpretation dieser Erinnerungstechniken eröffnet diese Studie authentische Einblicke in die Lebensumstände württembergischer Dorfkinder, die durch die räumliche Nähe zu dem industrialisierten Reutlingen kam berührt werden. Die Grenzen des Dorfraums bezeichnen die Grenzen des Denkens und der Erinnerung.
1985. – 179 S. – Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1983
ISBN: 3-925340-33-5
Preis: vergriffen