Kein Verkehrsmittel ist so sehr romantisiert und geradezu zur Chiffre biedermeierlicher Zurückgebliebenheit gemacht worden wie die Postkutsche. Doch diese idyllische Verklärung stammt aus der Zeit der eisenbahnmaschinellen Beförderungstechnik, die die Sicht auf ältere Verkehrsformen verstellt hat. Die Realität vor 1835 sah dagegen anders aus. Absolutismus und Aufklärung, staatliche Monopolgewalt und bürgerliche Emanzipation von den Schranken der feudalständischen Gesellschaft bilden die kontrastreiche Folie, auf der sich rekonstruieren lässt, welche Bedeutung das Verkehrssystem der Postkutsche für das Selbstverständnis seiner Epoche besaß. Klaus Beyrer verfolgt an der geschichtlichen Entwicklung des Postreiseverkehrs dessen Auswirkung auf den Wahrnehmungs- und Mentalitätswandel im 18. und 19. Jahrhundert. Beyrers These lautet, dass nicht nur und vielleicht nicht einmal in erster Linie maschinentechnische Innovationen die verkehrskulturelle Progression bestimmen, sondern vor allem auch Fortschritte im Organisationswesen, die von Anfang an die Postgeschichte prägen und die mit den Eilwagen der Straße, den Schnellposten, den Aufbruch in die Verkehrsmoderne einleiten.
1985. – 284 S. : zahlr. Ill. – Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1984
ISBN: 3-925340-35-1
Preis: vergriffen